Mittwoch, 02.10.2019, 19 Uhr
Konzert: RUDRA VINA - Eine Reise in die klassische indische Musik
mit Carsten Wicke (Rudra Vina) & Sharajdeep Singh (Pakhawaj)
Ort: Anthroposophisches Zentrum (Südsaal), Wilhelmshöher Alle 261, 34131 Kassel
Eintritt: 12€ / ermäßigt 7€
Donnerstag, 03.10.2019, 10 – 13 und 14 – 18 Uhr
Workshop: BEGEGNUNG MIT DER INDISCHEN RAGA-MUSIK
für Stimme & alle Instrumente, mit Carsten Wicke
Ort: Praxis für Yoga & Meditation, Karthäuserstraße 5A, 34117 Kassel
Workshop-Gebühr: 50€ / ermäßigt 35€
Max. Teilnehmerzahl: ca. 10 Personen
Kartenreservierung & Workshop-Anmeldung:
RUDRA VINA - Eine Reise in die klassische indische Musik
Mi., 02. Oktober 2019
Carsten Wicke: Rudra Vina
Sharajdeep Singh: Pakhawaj
Der Dhrupad, der auf der Rudra Vina gespielt wird, ist Nordindiens älteste noch praktizierte klassische Musiktradition. Von seinem Ursprung im Chanten der vedischen Hymnen über hingebungsvollen Tempelgesang entwickelte er sich unter dem Patronat islamischer und hinduistischer Höfe zu einer Kunstform mit eigener komplexer Ästhetik und Grammatik.
Wie generell in der indischen Musikphilosophie wird insbesondere im Dhrupad die menschliche Stimme als ursprünglichstes und damit wichtigstes Instrument betrachtet. Das Instrumentalspiel orientiert sich deshalb möglichst nah an der Gesangsform. Der resonanz- und obertonreiche Klang der Rudra Vina bietet die ideale Voraussetzung für die insbesondere an mikrotonalen Ton- und Melodiebewegungen orientierte Interpretation eines Ragas im Dhrupad-Stil.
Die Pakhawaj ist, ähnlich wie die Rudra Vina die Großmutter der Sitar ist, der Vorläufer der Tabla. Stilistisch gehört sie als Begleitung zu altklassischen Dhrupad-Stil, der auf der Rudra Vina gespielt wird. (Mehr Informationen s. u.)
BEGEGNUNG MIT DER INDISCHEN RAGA-MUSIK
für Stimme & alle Instrumente, mit Carsten Wicke
Do., 03. Oktober 2019
Dieser Workshop bietet allen Interessierten eine einführende Erfahrung mit der RAGA-Musik des indischen Subkontinents. Vorkenntnisse in indischer Musik oder mit indischen Instrumenten sind dabei nicht erforderlich!
Der indischen Tradition folgend, welche die menschliche Stimme als Zentrum aller Musikformen versteht, tauchen wir mit vokalen Sargam-Übungen (die indische Solmisation) in die Grundlagen eines Raga, dem Melodiemodell der indischen klassischen Musik ein. Angefangen von einfachen Skalen bis zu komplexeren Ornamenten erarbeiten wir anhand eines spezifischen Ragas Elemente dieser Musik, die anschließend in einer Raga-Improvisation mit der Stimme oder dem eigenen Instrument erprobt werden können.
Der Workshop richtet sich an alle, die Lust haben, einer der ältesten Musiktraditionen zu begegnen – ob zum Kennenlernen, besseren Verstehen oder als mögliche Grundlage für tieferes Erkunden. Musikalische Vorbildung ist hilfreich, aber keine Voraussetzung. Es können eigene Melodie-Instrumente mitgebracht werden.
Die Teilnahme sollte ganztägig erfolgen, da die Workshop-Abschnitte aufeinander aufbauen:
10 – 13 und 14 – 18 Uhr
Maximale Teilnehmerzahl: ca. 10 Personen.
Workshop-Gebühr: 50€ / ermäßigt: 35€
In Kalkutta ansässig, ist Carsten Wicke heute einer der international herausragendsten Rudra Vina-Meister, dessen Musik die fast verlorenen Klänge der Rudra Vina von der Jahrtausende alten Tradition in die Gegenwart bringt.
In Deutschland geboren, erlernte Carsten als Kind Violine und Gesang. Seine Reise in die indische Musik begann in den 90er Jahren, als er mit dem weltweit renommierten Tabla-Virtuosen Pandit Anindo Chatterjee Indiens populärstes Perkussionsinstrument studierte. Fasziniert von der altklassischen Dhrupad-Musik trifft Carsten auf den legendären Rudra Vina-Meister Ustad Asad Ali Khan, in dessen Familientradition das musikalische Erbe der Rudra Vina seit Jahrhunderten bewahrt und weitergegeben wird. Ustad Asad Ali Khan nimmt ihn als einen seiner wenigen Vina-Schüler an und lehrt ihn traditionelle Rudra Vina im Khandarbani-Stil. Durch das Studium des vokal tradierten Dagarbani Dhrupad mit Ashish Sankrityayan, dem derzeitigen Leiter und Ausbilder des Dhrupad Kendras in Bhopal, vervollkommnete Carsten die musikalische Vielseitigkeit seines Vina-Spiels.
Carstens Interpretation der altklassischen Raga-Musik verbindet in einmaliger Weise die für den Dagarbani Dhrupad typische meditative Tiefe im Alap (melodische Einleitung) mit der für den Khandarbani-Stil charakteristischen dynamischen Gestaltung der schnelleren Performance- Abschnitte (Jor, Jhala). Dabei kombiniert sein einzigartiger Stil subtile melodische Variationen mit komplexer rhythmischer Anschlagtechnik zu einer unvergleichlichen Hörerfahrung, die von indischen Musikkennern ebenso geschätzt wird wie vom internationalen Publikum.
Viele Videos, Fotos & Infos gibt es auf Carsten Wickes Website.
Der Perkussionist Sharajdeep Singh fing mit 5 Jahren an, Tabla zu lernen, ab 11 studierte er sie an der Universität in Allahabad in den Stilen Farrukhabad und Banaras Gharana.
In Indien und Europa trat er mit vielen Musikern auf. Zurzeit vertieft er sich in die Pakhawaj unter der Anleitung von Pandit Mohan Shyam Sharma.
Sharaj lebt in Deutschland und lehrt und konzertiert auf veschiedenen Musikfestivals in ganz Europa.
Die Rudra Vina (engl. Rudra Veena) wurde der mythologischen Überlieferung nach von Gott Shiva geschaffen, während er über die vollkommene Schönheit seiner Gemahlin Parvati meditierte. Erste, etwa aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. stammende Abbildungen in Tempelreliefs zeigen ein einfaches, einsaitiges Instrument, bestehend aus einem Bambusrohr und einem Kürbis als Klangkörper.
In ihrer Assoziation mit Gott Shiva (einer seiner weiteren Namen ist Rudra) war die Vina beliebtes Instrument der Yogis und Asketen. Für sie vereinte das Spielen der Vina Ritual und Meditation. Der Musik der Vina wird die Kraft nachgesagt, Musiker wie Hörer mental zu reinigen und dadurch ihr Bewusstsein in die transzendent-spirituellen Welten zu erheben.
Etwa im 16. Jahrhundert erreicht die Entwicklung der Rudra Vina ihre bis heute gebräuchliche Form mit Bünden und zwei symmetrischen Klangkörpern. Sie entwickelte sich zu dieser Zeit zu einem der wichtigsten Melodieinstrumente der aristokratischen Hofmusik und wurde später das bedeutendste Soloinstrument des gesangbasierten Dhrupad-Stils. Mit dem Aufschwung des Khyal, der modernen klassischen Musikform Nordindiens und der damit verbundene Popularisierung neuer Instrumente wie Sitar und Sarod, verlor die Vina ab dem 19. Jahrhundert an Einfluss.
Obwohl die Vina auch heute noch als Mutter aller indischen Saiteninstrumente verehrt wird, ist sie im musikalischen Alltag dennoch sehr selten geworden. Ihre äußerst subtile Spieltechnik und Ästhetik sowie die zum Erlernen erforderliche lebenslange Hingabe und Selbstdisziplin machen sie zum Boten einer vergangenen Epoche. Als Alternativen zum rastlosen Zeitempfinden der Gegenwart werden die Rudra Vina und ihre Musik jedoch auch von einem wachsenden internationalen Publikum wiederentdeckt. Unabhängig von der geschichtsträchtigen Vergangenheit des Instruments genießen auch die heutigen Zuhörer die einzigartige Erfahrung, welche die Vina offenbart: Eine unvergleichliche musikalische Reise zwischen Stille und Ekstase.
Die Pakhawaj (auch Pakhavaj, Mrdang, ist eine Doppelfelltrommel der nordindischen Musik, die mit den Händen geschlagen wird. Sie ist eine asymmetrische Doppelkonustrommel und gleicht den südindischen Trommeln Mridangam und Maddale, der nordindischen Dholak, der nordostindischen Khol, der nepalesischen Pashchima und der schlankeren Pung in Manipur.
Die Felle sind mit einer V-Schnurspannung am hölzernen Korpus befestigt. Die Trommel wird mit Holzklötzchen unter der Verspannung gestimmt. Die Felle haben unterschiedliche Größe. Das höhere Fell ist außen mit einem Auge aus einer schwarzen Stimmpaste versehen. Das Bassfell wird vor dem Spiel außen mit einer feuchten Paste aus Mehl oder Grieß beschwert.
Durch den komplexen Fellaufbau lässt sich mit der Pakhawaj ein differenziertes Klangspektrum hervorrufen. Der Spieler sitzt im Schneidersitz auf dem Boden und das Instrument liegt quer vor ihm, das Bassfell auf der linken Seite.
Die Pakhawaj wird hauptsächlich in der klassischen Musik Nordindiens gespielt. Wegen ihres tiefen, machtvollen Klangs dient sie insbesondere zur Begleitung des ehrwürdigen und ernsten Gesangstils Dhrupad und der Rudra Vina, kann aber auch solistisch gespielt werden. Außerdem wird sie zur Begleitung des Kathak, eines nordindischen Tanzes, verwendet. Im weniger strengen klassischen Khyal-Stil wurde sie durch die Tabla, ein Kesseltrommelpaar, verdrängt.
Die Pakhawaj hat wie die Tabla eine eigene Trommelsprache, jeder Anschlag hat eine onomatopoetische Silbe (bol). Der Pakhawajspieler kann eine Komposition auch ohne Trommel rezitieren und die Rhythmen memorieren.
Der Dhrupad, der auf der Rudra Vina gespielt wird, ist Nordindiens älteste noch praktizierte klassische Musiktradition. Von seinem Ursprung im Chanten der vedischen Hymnen über hingebungsvollen Tempelgesang entwickelte er sich unter dem Patronat islamischer und hinduistischer Höfe zu einer Kunstform mit eigener komplexer Ästhetik und Grammatik.
Wie generell in der indischen Musikphilosophie, wird insbesondere im Dhrupad die menschliche Stimme als ursprünglichstes und damit wichtigstes Instrument betrachtet. Das Instrumentalspiel orientiert sich deshalb möglichst nah an der Gesangsform. Der resonanz‐ und obertonreiche Klang der Rudra Vina bietet die ideale Voraussetzung für die insbesondere an mikrotonalen Ton‐ und Melodiebewegungen orientierte Interpretation eines Ragas im Dhrupad‐Stil.
Ragas sind durch bestimmte Regeln umrissene Melodiemodelle, die immer wieder neu improvisiert werden und doch eine ganz eigene, wiederkehrende Stimmung und Gestalt besitzen. Die Darbietung eines Ragas auf der Rudra Vina erfolgt in einem über die Jahrhunderte entstandenen Aufbau. Im einführenden Teil (Alap) werden die den Raga charakterisierenden Noten in ihrer spezifischen mikrotonalen Intonation (Shruti) und typische Melodiephrasen im langsamen Tempo präsentiert. In den folgenden Abschnitten (Jor, Jhala) spielt der Musiker bei zunehmender Geschwindigkeit komplexere Melodiebögen, denen ein wahrnehmbarer rhythmischer Puls unterliegt. In der abschließenden Komposition (Bandish), der ein Rhythmuszirkel (Tala) zugrunde liegt, wird die Vina von einem Perkussionsinstrument, der Pakhawaj, begleitet.
Zusammen oder mit abwechselnden virtuosen Soli treten die Musiker in einen lebendigen Dialog, in dem Melodie und Rhythmus improvisiert werden.
Die Tanpura, ein kontinuierlich im Hintergrund gespieltes Lauteninstrument, kreiert einen obertonreichen Bordun‐Klang, auf dem sich die Raga‐Improvisation der Vina entfalten kann.